Die Landschaftsbilderbibel in Koblenz-Arenberg


Kennen Sie schon die Heiligen Orte von Arenberg?
Die Wallfahrtskirche St. Nikolaus, auf den Randhöhen des Westerwaldes, ist mit ihrer Doppelturmfassade schon von weitem sichtbar. Doch wissen wahrscheinlich nur die wenigsten, dass diese, laut einer Umfrage des SWR im Jahr 2012, zu den 30 schönsten Kirchen in Rheinland-Pfalz gezählt wird.

Oder wussten Sie, dass die Pfarrer-Kraus-Anlagen, eine die Pfarrkirche umgebende, einzigartige Landschaftsbilderbibel, europaweit ihres gleichen sucht?

Ein ideales Ausflugsziel für einen besinnlichen Spaziergang im Herbst.

Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus in Koblenz-Arenberg

Wir begeben uns heute auf eine kleine Zeitreise. Der Ausbau der Großfestung Koblenz befand sich in vollem Gange und die Eisenhütten in der Region, erfuhren ihre größte Blüte. Mit dem Bau der Sayner-Hütte schuf man, für die Neuzeit, ein Industriedenkmal von internationalem Rang und ein Herr Peter Fuchs Senior, gründete in Ransbach, mit Naxos-Schmirgel, die erste Firma der Schleifmittelbranche. Dampfschifffahrt und Eisenbahn, erschlossen das Rheintal für den Tourismus und legten somit den Grundstein für die Epoche der Rheinromantik. Deren Geist fand sowohl in Kunst und Literatur, als auch im religiösen Leben der damaligen Zeit, ihren Ausdruck. 

Somit fahren wir heute auch nicht über die Autobahn, sondern wählen die Landstraße über Höhr-Grenzhausen nach Vallendar in Richtung Koblenz. Dann weiter über Urbar und Niederberg, was der damaligen Hauptverbindung entspricht, in den Koblenzer Stadtteil Arenberg, bis zum Parkplatz vor der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus

Die Pfarrer-Kraus-Anlagen in Arenberg

Die heiligen Orte von Arenberg, wie die ab dem Jahr 1845 durch das fleißige Wirken des katholischen Pfarrer Johann Baptist Kraus entstandene Landschaftsbilderbibel genannt wird, ist eine religiöse Parklandschaft mit über 50 Kapellen, Grotten und Bildstöcke und ein Kreuzweg, die besonders für des Lesens nicht mächtige Menschen des 19. Jahrhunderts geeignet waren. (zum öffnen des Übersichtsplans klicken Sie hier oder auf das Bild.

Die heiligen Orte von Arenberg - Startpunkt des Rundweg durch die Landschaftsbilderbibel

Nach Übernahme Pfarrei in Arenberg im Jahr 1934 begann Pfarrer Johann Baptist Kraus ab 1845 mit der Anlage einer Landschaftsbilderbibel im heiligen Tempel der Natur. Im ersten Jahr schuf man den Ölberg mit acht Kapellen, die den Leidensweg Jesus erzählen. 

Hier beginnt übrigens auch der Rundweg durch die Anlagen. Wir gehen vorbei an Kirche und Friedhof, direkt zur Unterführung und beginnen, auf der anderen Seite der Landstraße, unseren Spaziergang an der ersten Station. Von da an folgen wir den gelben Pfeilen. 

Eingang zum Garten der Sieben Schmerzen Mariens

Neben den vielen interessanten baulichen Details, wie der Verwendung von Spoilen, die wohl den Trümmern der gesprengten barocken Bauten auf dem Ehrenbreitstein entstammen, beeindruckt die Vielfalt an Pflanzen in der sakralen Parklandschaft. So steht inmitten des von 1867 bis 1868 entstandenen Mariengartens, auch als Garten der Sieben Schmerzen Mariens bezeichnet, ein mächtiger Mammutbaum. Die Kapellen zeigen einzelne Szenen aus dem Leben Marias. 

Der folgende aus 14 Stationen bestehenden Kreuzweg, zwischen dem damals noch größeren Ort Immendorf und Arenberg sollte die Orte, auf religiöse Weise, zu einer heiligen Gemeinde miteinander verbinden. Der Kreuzweg entstand von 1845 bis 1852.

Erlösergarten und Erlöserkapelle in Arenberg

Nach den erste 7 Stationen und einem Abstecher durch den zwischen 1884 und 1892 angelegten Antoniusgarten, überqueren wir wieder die Landstraße und betreten das Prunkstück der Anlage - den Erlösergarten.

Kitsch oder nicht? Sei mal dahin gestellt. Ob nun die Einbettung der Kapellen in die Landschaft, die vielfältigen Gesteinsarten, die farbigen Gläser und Glasmalereien, sowie das Zusammenspiel von Licht und Architektur sind schon beeindruckend.  

Die Gnadenmutter am Roten Hahn

Der Erlösergarten mit der Erlöserkapelle, das Herzstück der Anlagen, entstand in den Jahren 1850 und 1851. Von da an entwickelte sich die Wallfahrt frommer Pilger, von nah und fern, zur Gnadenmutter beim Roten Hahn

Die Muschelkirche im Rheinland - garantiert einzigartig

Mit der Grundsteinlegung zur Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Nikolaus im Jahre 1860, anstelle des im Jahr 1487 erbauten Kirchlein, begann der krönende Abschluss des Lebenswerkes von Pfarrer Kraus. Die neoromanische Kirche wurde 1872 fertiggestellt.

Blick in den Innenraum der Wallfahrtskirche

Innenraum der Pfarrkirche St. Nikolaus (größere Ansicht in neuen Fenster öffnen)

Über 40 Gesteinsarten und Muscheln, sowie farbige Hochofenschlacken, fanden beim Bau von Kirche und Kapellen Verwendung. Daher übrigens der Name: Muschelkirche. Die Skulpturen wurden von zeitgenössischen Künstlern im Nazarener-Stil gestaltet.

Dank des großen Einsatzes der Bevölkerung bei den Arbeiten, Spenden, Kollekten und Haussammlungen, aber auch prominenter Gönner, wie der späteren Kaiserin Augusta, konnte die Idee des Tempels in der Natur verwirklicht werden. 

Taufkapelle in der St. Nikolaus Kirche

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kirchenfenster größtenteils erneuert. Das einzige original erhaltene Fenster befindet sich in der Westwand hinter der Orgelempore. 

Seit über zwanzig Jahren kümmert sich der Förderkreis Pfarrer-Kraus-Anlagen e.V., um den Erhalt der seit 1987 unter Denkmalschutz stehenden Anlagen. Seit 2002 bilden diese übrigens den nördlichster Punkt des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal

Souvenirshop für fromme Pilger

Soweit zu unserem Herbstspaziergang - Ob Sie noch das Lapidarium, eine Sammlung von historischen Grenzsteinen, an der Abzweigung gleich vor der Pfarrkirche anschauen, einen Abstecher zur nahe gelegenen Festung Ehrenbreitstein machen, oder von den Anhöhen die Aussicht über das Neuwieder Becken genießen.

Wir treten den Rückweg an - zurück zu unserem Ferienhaus in Hundsdorf

Tipp: Bei unserem Spaziergang wurde uns ein Besuch der Nacht der Klänge empfohlen. 
Auf mehreren Bühnen sollen vielfältige Musik, Illumination mit über 1000 Lichtern, zwischen der Klosterkirche des Kloster-Arenberg, den Pfarrer-Kraus-Anlagen und der Pfarrkirche, für ein unvergessliches Erlebnis, für alle Sinne und jeden musikalischen Geschmack sorgen. 
 

Weitere Infos zu den Pfarrer-Kraus-Anlagen finden Sie auf: www.arenberg-info.de 

Wallfahrtskirche Arenberg - Entfernung zur Ferienwohnung

Mit dem Auto über die L308 und B42 · 18 km - 26 Min. >> zum Routenplaner